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UN-Ziele zur Biodiversität: Nach zehn Jahren keines der Ziele erreicht

In der letzten Woche hatte es schon der 13. Living Planet gezeigt: Die biologische Vielfalt schrumpft rasant, der Artenbestand reduziert sich. Mit konkreten Zielen wollte die UN den Rückgang begrenzen. Eine Bestandsaufnahme zeigt jetzt, dass keines davon erreicht wurde. Damit sinkt die Widerstandsfähigkeit gegen Pandemien wie durch Corona weiter, während die Gefahr für die natürlichen Ernährungsgrundlagen steigt. Doch noch wäre eine Trendwende zu schaffen, heißt es.

Der Global Biodiversity Outlook (GBO) berichtet regelmäßig über den Zustand der biologischen Vielfalt. Er gibt Auskunft über den Status der Aichi-Ziele – jene 20 Ziele, die sich die Vertragsstaaten der UN-Biodiversitätskonvention vor 10 Jahren gegeben haben, um den Biodiversitätsverlust weltweit aufzuhalten.

„Keines der 20 Aichi-Ziele zum Erhalt der biologischen Vielfalt wird erreicht, das ist die bittere Bilanz des vorliegenden fünften „Global Biodiversity Outlook“, erklärt Florian Titze, Policy Advisor für Internationale Biodiversitätspolitik beim WWF Deutschland. Die Vertragsstaaten seien auf ganzer Linie gescheitert.

Während die Aichi-Ziele auslaufen, sei die biologische Vielfalt unserer Erde bedroht wie nie zuvor, auch wenn Deutschland mit der Finanzierung von großflächigen Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel in Südamerika, versucht hat gegenzusteuern. Das düstere Bild zeigt auch der Living Planet Report 2020. Seit 1970 ist der Bestand von Säugetieren, Vögeln, Fischen, Amphibien und Reptilien weltweit um 68 Prozent gesunken. Die mangelnde Umsetzung der Biodiversitätsziele bedroht auch das Erreichen der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs) sowie des Pariser Klimavertrags.

"Wir können die Trendwende noch schaffen und den Biodiversitätsverlust stoppen", so Titze. Der „Global Biodiversity Outlook“ benennt acht zentrale Handlungsfelder. Jetzt sei es an den einzelnen Staaten, dort endlich anzupacken. "Aus EU-Sicht ist es dringend notwendig, dass wir den Systemwechsel in der Ernährungs- und Agrarpolitik zügig einläuten."

Die Reform der gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union werde hier ebenso zum Prüfstein wie die Umsetzung des European Green Deal in verbindliche Politik der Mitgliedstaaten. Die riesigen Mengen an Agrarsubventionen müssten für die Natur und nicht gegen sie eingesetzt werden.

2021 will die Staatengemeinschaft über das neue Rahmenwerk der UN-Biodiversitätskonvention verhandeln. "Die biologische Vielfalt der Erde bewahren wir nicht mit weiteren Lippenbekenntnissen, sondern nur mit ambitionierten Zielen, die unterfüttert werden mit funktionierenden Prüfmechanismen und die Nation für Nation konsequent umgesetzt werden", fordert Titze.

Dafür seien konkrete Maßnahmen für nachhaltigere Produktionsweisen und Verantwortlichkeiten für biodiversitätsschädliche Investitionen nötig. Außerdem müsse ein Drittel der Land- und Meeresfläche unter Schutz gestellt werden. Titze: "Dafür muss auch Deutschland sich einsetzen. Der UN-Biodiversitätsgipfel am 30. September in New York, an dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnehmen will, gibt dazu die nächste Gelegenheit.“

Laut Bericht wurde keines der Ziele in der so genannten UN-Dekade der Biodiversität voll erreicht, sechs aber wenigstens teilweise. Ohne die Erreichung würden auch die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, die so genannten SDG, Sustainable Development Goals nicht erreicht, heißt es.

Schon der letzte "Outlook" 2014 hätte dafür mehr Artenchutzmaßnahmen auslösen müssen, mit dem 2019 veröffentlichten Bericht des Weltbiodiversitätsrats IPBES, vergleichbar mit dem IPCC für den Klimawandel, war die Situation weltweit wieder in den Fokus gerückt.

Quelle: WWF.de
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Bild: Boophis ankaratra, Franco Andreone, CC BY-SA 3.0, 

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