Müll wurde in Kamikatsu früher einfach offen verbrannt. Mit Zunahme des Müllmengen durch das Konsumverhalten entstanden daraus aber immer größere Probleme für die Umwelt und eine gesundheitliche Belastung der Einwohner. Statt in eine Müllverbrennungsanlage zu investieren setzte die Kommune 2003 auf ein striktes Mülltrennungs- und Müllvermeidungskonzept.
Nicht-kompostierbarer Müll wird in 34 unterschiedliche Kategorien getrennt und gesammelt, dies geschieht überwiegend zu Hause wo per Hand getrennt und gewaschen werden muss. Eine Müllabfuhr gibt es nicht, jeder ist selbst für die Abgabe im Sammelzentrum zuständig. Im „Zero Waste Center“ helfen dann städtische Angestellte bei der richtigen Sortierung. Zu jeder Abfallart gibt es Informationen, was damit hergestellt wird und wieviel Geld die Kommune durch das Recycling einspart.
Dieses Konzept verlangt viel persönlichen Einsatz, daher sahen die Einwohner die Mülltrennung anfangs skeptisch und beschwerten sich über die Mehrarbeit. Aber man gewöhnte sich daran und es wurde normal, Müll wurde getrennt und gewaschen, ohne weiter darüber nachzudenken. Ein Grund für den Erfolg war sicherlich die geringe Einwohnerzahl mit der einhergehenden sozialen Kontrolle und gegenseitiger Hilfsbereitschaft, heißt es in dem unten genannten Film über die Stadt.
Durch die Beschäftigung mit der Mülltrennung wurden auch weitergehende Projekte zur Müllvermeidung angestoßen. Es gibt ein Tauschgeschäft, wo nicht benötigte Dinge abgegeben werden und kostenfrei von anderen weiter benutzt werden können. Es ist eine Fabrik entstanden, die beispielsweise aus alten Kimonos oder Flaggen wieder Kleidung herstellt. Zur Zeit recyceln die Einwohner bereits 80 Prozent des anfallenden Mülls, die restlichen 20 Prozent kommen auf eine Mülldeponie.
Die Entsorgungskosten konnten mit diesem Konzept um zwei Drittel gesenkt werden. Statt Recycling und Mülltrennung treten nun Müllvermeidungsstrategien in allen Lebensbereichen in den Vordergrund. Bis 2020 will die Kommune mit einer Quote von 100 Prozent praktisch müllfrei sein. Damit führt Kamikatsu zur Zeit die Hitliste der müllfreien Städte vor Berkeley, Kalifornien mit knapp 80 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 wurden in den 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) im Durchschnitt 43 Prozent der angefallenen Siedlungsabfälle recycelt oder kompostiert, in Deutschland waren es sogar 64 Prozent.
Quellen:
Facebookseite von Kamikatsu
Film über das Projekt
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Termine
Kamikatsu – die Stadt die keinen Müll produzieren will
Kamikatsu ist eine kleine Stadt in Japan, mit 1.894 Einwohnern. Aktuell recyceln die Einwohner 80 Prozent des anfallenden Mülls. Bis 2020 sollen es 100 Prozent sein. Das strenge Recyclingregime erspart der Kommune nicht nur Kosten sondern hat auch viel Kreativität und Umdenken bewirkt.
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